Steckbrief
Eigenschaften
Befallszeit
Beschreibung
Baumwanzen erkennen
„Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ‘ne kleine Wanze…“ – so harmlos wie die tanzende Wanze in dem Kinderlied besungen wird, ist leider nicht jede Wanzenart. Tatsächlich umfasst die Ordnung der Wanzen (Heteroptera) mehr als 40.000 Arten. Viele Wanzen leben in Wäldern oder auf Wiesen, manche von ihnen fühlen sich aber auch im Schlafzimmer wohl, wo sie als Bettwanze für Aufruhr sorgen, und wieder andere betätigen sich als Nützlinge im Garten.
Woran erkennt man Baumwanzen?
Die Baumwanzen (Pentatomidae) sind eine besonders artenreiche Familie der Wanzen. Rund 6.000 Arten werden ihnen zugeordnet. Allerdings ist nur ein Bruchteil der Baumwanzen – knapp 190 – in Europa aktiv.
Baumwanzen erkennt man vor allem an ihrem meist schildförmigen Körperbau. In der Regel werden sie nur zwischen einem und zwei Zentimeter lang. Bei einigen Baumwanzen sieht man auch ein stark verhärtetes Schildchen, auch Scutellum genannt, das fast den ganzen Hinterleib bedecken oder sich farblich vom Rest des „Schildes“ abgrenzen kann. Die Insekten können je nach Art bunt oder gestreift sein oder abhängig von der Jahreszeit in einer anderen Farbe erscheinen. Beispielsweise besitzt die Grüne Stinkwanze im Frühjahr einen grünen Körper, der im Herbst einen Braunton annimmt. Baumwanzen können fliegen. Manche von ihnen wie die Graue Gartenwanze wirken dabei allerdings schwerfälliger als andere und geben beim Fliegen ein deutlich hörbares Summen von sich.
Wer im Spätsommer einen unangenehmen Geruch in seinen vier Wänden wahrnimmt, sollte ebenfalls nach Wanzen Ausschau halten. Denn viele Baumwanzen – so auch die weit verbreitete Graue Gartenwanze oder die Grüne Stinkwanze – besitzen Stinkdrüsen. Sobald sie sich bedroht fühlen, sondern sie aus diesen Stinkdrüsen einen übel riechenden Geruch ab. Mit dem gemütlichen Abend auf dem Sofa ist es dann vorbei.
In Europa sind knapp 190 Baumwanzenarten bekannt. Manche von ihnen wie die Grüne Stinkwanze sind bereits seit Jahrzehnten heimisch. Andere Arten, wie beispielsweise die Marmorierte Baumwanze, sind erst seit den letzten Jahren nach Europa gekommen und haben sich aufgrund der Erderwärmung und Globalisierung schnell ausbreiten und heimisch fühlen können.
Die meisten Baumwanzen ernähren sich von Pflanzensäften und können daher bei einem massenhaften Auftreten oder einer ungehinderten Verbreitung für grosse Schäden an den Pflanzen sorgen. Dies sind sechs der bekanntesten Baumwanzen, die im Freiland aktiv sind:
1. Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), die auch als Stinkkäfer bezeichnet wird, sorgt seit einigen Jahr(zehnten) für komplette Ernteausfälle im Gartenbau und in der Landwirtschaft. Mehr als 300 Wirtspflanzen stehen auf ihrem Speiseplan, darunter verschiedenste Obst- und Gemüsearten. Sie hat einen braun-ocker-marmorierten, blattförmigen Körper, dem sie ihren Namen verdankt.
Aufgrund der Globalisierung und der zunehmenden Erderwärmung hat sich die Marmorierte Baumwanze mittlerweile in ganz Europa ausgebreitet und stellt eine grosse Gefahr für Landwirtschaft und Gartenbau dar.
2. Die Grüne Reiswanze (Nezara viridula) oder auch Südliche Stinkwanze ist ebenfalls ein gefürchteter Pflanzenschädling. Sie kann im Gemüsegarten für einen kompletten Ernteausfall sorgen. Wie die Marmorierte Baumwanze hat sich die Grüne Reiswanze aufgrund der Globalisierung und der zunehmenden Klimaerwärmung immer stärker ausbreiten können. Zudem ist sie ebenfalls nicht sehr wählerisch, was ihre Wirtspflanzen betrifft.
Die Grüne Reiswanze sieht der heimischen Grünen Stinkwanze sehr ähnlich. Allerdings ist die Grüne Reiswanze komplett grün, während das Scutellum der Grünen Stinkwanze braun gefärbt ist.
3. Auf der Speisekarte der Beerenwanze (Dolycoris baccarum) stehen unter anderem Sojabohnen, Getreide, Baumwolle und Tabak. In den heimischen Gärten findet man sie oft auf Beerensträuchern. Beim Aussaugen der Beeren spritzt die Beerenwanze ihren Speichel in die Früchte und macht diese somit ungeniessbar.
4. Die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina) ernährt sich zwar ebenfalls von verschiedenen Pflanzen, doch geschieht dies meist im kleineren Rahmen. Gerade im Vergleich zu der Grünen Reiswanze oder der Marmorierten Baumwanze fällt sie als Schädling kaum ins Gewicht.
5. Die Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes) hält sich am liebsten an Waldrändern von Laub- oder Mischwäldern oder in Parkanlagen mit Laubbäumen auf. Sie kann aber durchaus auch auf Obstplantagen auftreten und dort bei einem massenhaften Auftreten die Früchte schädigen.
6. Die Graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) mag sich zwar ab und an im Haus verirren und mit ihren Stinkdrüsen für unangenehme Gerüche sorgen; dennoch ist sie bislang relativ harmlos und trat als ernstzunehmender Schädling kaum in Erscheinung. Sie ernährt sich von verschiedenen Pflanzen sowie von anderen Insekten. Optisch erinnert sie an die Marmorierte Baumwanze. Die Marmorierte Baumwanze hatte allerdings im Gegensatz zur Grauen Gartenwanze bis zu fünf helle Flecken auf dem Rücken und keinen Dorn am Bauch.
Gibt es auch nützliche Baumwanzen?
Neben den pflanzenverzehrenden Wanzen gibt es auch räuberische Arten, die aufgrund ihrer Vorliebe für tierisches Protein als Nützlinge gelten. Dazu zählt die Baumwanze Stiretrus anchorago, auf deren Speisekarte eine Vielzahl pflanzenschädigender Insekten steht.
Da sich viele Wanzenarten, wie beispielsweise die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), polyphag ernähren – also ein breites Nahrungsspektrum haben – können unterschiedlichste Pflanzenarten betroffen sein. Im eigenen Garten sind beispielsweise Obstbäume wie Apfel oder Birne gefährdet, Beeren- oder Haselnusssträucher sind ebenfalls begehrte Wirtspflanzen.
Ausserdem sind allerlei Kräuter und Gemüsearten wie Tomaten, Paprika oder Bohnen beliebt. Zierpflanzen wie Hibiskus, Sonnenblume oder Flieder stehen ebenfalls auf der Speisekarte.
Daneben gibt es Baumwanzen wie die Amerikanische Kieferwanze, die sich vorrangig auf Nadelbäume spezialisiert hat.
Ungeniessbare Beeren, löchrige Blätter, deformierte Früchte – wenn Wanzen an Pflanzen gesaugt haben, lässt sich das an verschiedensten Indizien erkennen:
Zunächst saugen die Baumwanzen mit ihren nadelartigen Mundwerkzeugen den Pflanzensaft aus den Pflanzen. Dadurch entstehen kleine, helle Stellen – ähnlich wie bei einem Befall mit anderen blattsaugenden Schädlingen wie Blattläusen oder Thripsen.
Beim Saugen gelangt der Speichel der Baumwanzen in die Pflanze. Darin ist ein Enzym enthalten, das die Pflanze schädigt. Das Ergebnis: verfärbte und deformierte Früchte, die nicht mehr essbar sind. Saugen die Baumwanzen an bereits reifem Obst ist der Schaden schwieriger zu erkennen, meist erkennt man es daran, dass sich unter der Schale braune Stellen gebildet haben.
Zudem werden durch die Schädigungen Pilzinfektionen begünstigt und Krankheiten übertragen.
Letztlich kann ein Befall mit Baumwanzen den Totalausfall der Ernte bedeuten.
Bekämpfung
Baumwanzen bekämpfen
Generell kann sich die direkte Bekämpfung von Wanzen etwas aufwendiger gestalten. Dank ihrer Flügel sind sie recht mobil unterwegs. Daher sind zusätzlich vorbeugende Massnahmen hilfreich, um die Pflanzen vor hungrigen Plagegeistern zu schützen. So kann man nach dem Pflanzen Gemüsenetze ausbringen, die die saugenden Insekten fernhalten. Zur Befallskontrolle und zur Minimierung der Baumwanzen bieten sich Gelbtafeln an.
Für viele heimische Wanzenarten gibt es ausserdem natürliche Fressfeinde. Ein natürlicher Gegenspieler der Grauen Gartenwanze ist beispielsweise die europäische Raupenfliege Cylindromyia bicolor, die die Gartenwanze parasitiert.
Bei der invasiven Marmorierten Baumwanze (Halyomorpha halys) gibt es hingegen noch keine natürlichen Gegenspieler in Europa. Laut neusten Erkenntnissen besteht zukünftig eventuell die Möglichkeit, dass die aus Ostasien stammende Samuraiwespe als Schädlingsbekämpfer fungieren könnte. Gegen die Grüne Reiswanze, die ebenfalls sehr schädlich für den Gartenbau ist, können unter anderem Schlupfwespen aus der Gattung Trissolcus oder parasitoide Raupenfliegen in Spiel gebracht werden.
Baumwanzen sind in der Wohnung eher selten anzutreffenn. Doch wenn sie sich erstmal im Haus aufhalten, kann das zu unangenehmen Gerüchen führen. Denn viele Baumwanzen besitzen Stinkdrüsen, aus denen sie bei Gefahr ein übel riechendes Sekret absondern. Damit die Stinkwanzen gar nicht erst in Ihre vier Wände gelangen, gibt es drei wichtige Tipps:
Produkte gegen saugende Insekten
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