Von sauer bis alkalisch: Welchen Boden für welche Pflanze?
Hortensien bevorzugen saure Böden und durch Kalken des Rasens macht man Moos das Leben schwerer – einige Einzelheiten haben sich inzwischen herumgesprochen. Doch einfach jedes Jahr den Garten kalken, ohne den pH-Wert gemessen zu haben? Keine gute Idee! Um das Verhältnis von Säuren und Basen im Gartenboden sinnvoll beeinflussen zu können, ist etwas Hintergrundwissen notwendig. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, wofür der pH-Wert im Gartenboden verantwortlich ist, wie Sie diesen messen und beeinflussen können.
Was macht der pH-Wert mit unserem Gartenboden
Der optimale pH-Wert im Gartenboden liegt zwischen 6,5 und 7,5. In diesem Zustand ist das Verhältnis von Säuren und Basen im Boden ausgeglichen und die allermeisten Gartenpflanzen und Bodenlebewesen fühlen sich wohl. Gerät der pH-Wert durcheinander, zieht er damit im wesentlichen zwei Dinge in Mitleidenschaft.
Nährstoffe können als gelöste Salzverbindungen im Boden vorliegen, sodass die Pflanzen sie gut aufnehmen können. In Abhängigkeit vom pH-Wert können sich die einzelnen Haupt- und Spurennährstoffe jedoch an die Bodenteilchen binden. Ist der pH-Wert suboptimal kann es also sein, dass der Boden gut mit allen Nährstoffen ausgestattet ist, diese für die Pflanzen aber nicht aufnehmbar sind.
Das lässt sich dann erahnen, wenn Sie ausgiebig düngen, sich aber nichts tut – die Pflanzen nur kümmerlich wachsen oder Deformierungen aufweisen. Stickstoff, Kalium und Calcium sind für die Pflanzen zum Beispiel dann Mangelware, wenn der pH-Wert im Boden zu niedrig ist. Ist der Wert hingegen zu hoch, ist das Angebot mit ebendiesen Nährstoffen zwar reichlich, dafür fehlen Eisen, Mangan oder Bor.
Doch auch die übermässige Verfügbarkeit einiger Nährstoffe kann für Ihre Pflanzen im Extremfall problematisch sein. So sind in besonders sauren Böden grosse Mengen Aluminium pflanzenverfügbar. Das kennen Sie in gemässigter Form vielleicht von dem Effekt der Blaufärbung von Bauernhortensien, die in sauren, aluminiumhaltigen Böden wachsen. Zu viel Aluminium führt jedoch zu einer gesundheitlichen Bedrohung, sodass langfristig kaum Gartenpflanzen überleben.
Indem Sie auf einen ausgeglichenen pH-Wert im Boden achten, leisten Sie für Ihren Boden quasi Hilfe zur Selbsthilfe. Denn nur dann kann er den Pflanzen alle in ihm verfügbaren Nährstoffe zur Verfügung stellen. Extreme sind nie gesund, wie Sie unserer Tabelle entnehmen können. Denn dort kommt es letztendlich immer zu einem Unter- bzw. Überangebot mit einzelnen Haupt- und Spurennährstoffen.
Auch die Aktivität von Bodenlebewesen ist vom pH-Wert abhängig. In einem sauren Boden mit niedrigem pH-Wert sind die Bodenlebewesen kaum aktiv. Um zu verstehen, welche Konsequenzen das hat, schauen wir uns kurz in vier Schritten an, welche Aufgabe die kleinen Bodenhelfer in unserem Garten haben:
Der Gartenboden ist zu sauer
Das Erhöhen des pH-Wertes im Boden ist zum Glück nicht allzu schwer. Kalk neutralisiert die überschüssigen Säuren im sauren Boden und erhöht so den pH-Wert. Damit sorgt der Kalk auch dafür, dass im Boden angelagerte Nährstoffe wie Calcium, Kalium und Magnesium wieder pflanzenverfügbar werden. Auch die Wasser- und Luftversorgung im Boden kann durch eine Kalkung langfristig verbessert werden – Bodenlebewesen erhalten einen besseren Lebensraum und werden vermehrt aktiv.
Eine Kalkung wirkt jedoch nicht von heute auf morgen. Bis der Gartenkalk nach dem Ausstreuen erste Wirkung entfaltet, braucht es einige Monate Zeit und viel Wasser. Der beste Zeitpunkt, um den pH-Wert im Gartenboden durch eine Kalkung zu erhöhen, ist deshalb im September oder Oktober. Über die Wintermonate fällt ausreichend Regen, der die Kalkkörnchen auflöst und sie in den Boden wäscht. Das spart eine Menge Arbeit und Giesswasser. Ist der pH-Wert in Ihrem Gartenboden stark durcheinander geraten, kann es jedoch einige Jahre dauern – in denen immer wieder abwechselnd gemessen und gekalkt wird – bis sich der Wert normalisiert und sich das Pflanzenwachstum erholt.
Bei einem pH-Wert von über 7,5 wird der Boden als alkalisch oder basisch bezeichnet. Alkalisch bedeutet, dass der Boden sehr kalkhaltig ist. Im Extrembereich – bei einem Wert um 9 – gibt es kaum noch Pflanzen, die damit zurechtkommen. So ein ungewöhnlich hoher pH-Wert im Boden kann übrigens auch durch sehr häufiges Kalken oder auch durch langjähriges Wässern mit kalkhaltigem („hartem Wasser“) zustande kommen.
Der Gartenboden ist zu sauer
Das Senken des pH-Wertes im Gartenboden ist bedeutend schwieriger als das Anheben. Im Grunde genommen müssen Sie der Erde, die viel Kalk und Gesteinsanteile enthält, wieder Säure und organisches Material zuführen – optimalerweise also organisches Material, was viel Säure enthält. Dazu eignen sich vor allem Tannennadeln oder Torf. Aber auch mit gängigen Gartenabfällen wie Rasenschnitt oder Herbstlaub können Sie versuchen, das Gleichgewicht zum Kalkanteil wieder herzustellen. Zudem können Sie darauf achten, den Boden nur mit kalkfreiem Leitungswasser oder Regenwasser zu giessen. Auch die verwendeten Düngemittel sollten möglichst keinen Kalk enthalten und idealerweise physiologisch sauer wirken – was beispielsweise bei Düngemitteln der Fall ist, die Schwefel oder einen hohen Ammoniumanteil enthalten. Das Gesal Hortensien und Rhodo- Vital enthält beispielsweise Schwefel und wirkt daher sauer. Bei Unsicherheit erkundigen Sie sich am besten im örtlichen Gartencenter nach einem passenden Produkt.
In der Regel braucht es kein allzu genaues Ergebnis, um zu bestimmen, in welche Richtung Sie mit Ihrem Gartenboden arbeiten müssen. Deshalb reichen meist einfache Selbsttests für zu Hause: Mit Teststreifen, wie man Sie für Swimmingpools kennt, oder mit Flüssigkeiten, die – je nach Wert – eine andere Farbe annehmen. Wer oft und unkompliziert Messungen durchführen möchte, kann über die Anschaffung eines speziellen Messgerätes nachdenken.
Möchte man es genauer wissen, gibt es jedoch auch die Möglichkeit, eine Bodenprobe analysieren zu lassen. Das hat zum einen den Vorteil, dass die Messung sehr exakt ist – es können also genaue Rückschlüsse darüber gezogen werden, welche Pflanzen auf Ihrem Boden besonders gut wachsen werden. Auch geben solche Bodenanalyse Aufschluss über die Konzentration weiterer Nährstoffe im Boden – so lässt sich erkennen, ob der Schuh nicht eventuell an einer ganz anderen Stelle drückt.
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